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Katharina Blühm Vernissage mit Tanzperformance von Tanja Matjas und Gert Anklam (Baritonsaxophon) am Sonntag dem 30. August 1998, 12.00 Uhr
"Ein Maler bringt seinen Körper mit", sagt Valery und der französische Leibphilosoph Merleau-Ponty fügt hinzu: "Ein reiner Geist kann nicht malen." Auch der Besucher der Predigerkirche bringt seinen Körper mit. Und: "Ein reiner Geist kann nicht beten", könnte man hinzufügen. Ehe wir im Denken zu uns kommen, ist unser Körper schon mit dem Gewebe der Welt verflochten. In der Raumwahrnehmung sind wir mit der Spiritualität eines Raumes verbunden, ehe wir im Betrachten, Sehen und Studieren versuchen, eine Einstellung zu ihm zu finden. Diese Gedanken markieren den Kern unserer Ausstellungskonzeption. Eine Malerin und ein Raum. Beide interagieren körperlich. Die Bilder dieser Ausstellung sind nicht einfach in eine dekorative Halle gehängt. Die Kirche fungiert nicht als Galerie. In einer Reihe von Ortsterminen hat sich Katharina Blühm mit dem Raum auseinandergesetzt. Alle ausgestellten Arbeiten wurden für diese Ausstellung eigens geschaffen. |
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Sie hingen z.T. mehrere Male vom Lettner herab, um ihre Wirkung im ganz eigenen Licht der Kirche zu überprüfen. Kontraste und Farbwerte wurden verändert, die Hängung wurde konzeptionell erörtert. |
Der sachlich klingende Untertitel der Ausstellung: "Vorübergehende Neubesetzung der Befestigungsspuren verlorener Kunstwerke" beschreibt die gefundene Lösung. Die Bildfahnen hängen an Befestigungsvorrichtungen, die einmal Kunst trugen. Die erhaltenen Kunst-Schätze der Predigerkirche befinden sich in einem Raum, der einmal anders, vielleicht reicher ausgestattet war. Als vorübergehende Installation versucht Katharina Blühm diesen verlorenen Stücken nachzuspüren. Nicht mit den Mitteln der historischen Rekonstruktion. Leicht wäre zu recherchieren, was im Chor, im Langschiff, in diversen Nischen, auf einzelnen Konsolen sich befunden hat. Katharina Blühm spürt der Wirkung der Orte im Raum nach und bespielt sie mit eigenen Werken. Sie ergänzt den Marientod in der Sediliennische, aber mit eigenem Akzent, mit zeitgenössischer Ästhetik. Gern darf diese erste große Sommerausstellung des neugegründeten Kunstdienst-Vereins programmatisch gelesen werden. Der Verein strebt an, Kunst in Räumen und nicht unabhängig von ihnen zu zeigen. Die Spiritualität eines Raumes neu spürbar zu machen, indem zeitgenössiche Impulse, aktuelle Spürversuche, gesetzt werden. Dies ist der Versuch, das ursprüngliche Anliegen der Kunstdienst-Bewegung neu zu formulieren: Die Rückkehr der autonomen Kunst in den kirchlichen Raum. Frank Hiddemann Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Beiträgen von Dr. Stefan Hesper, Anett Bischoff, HUANG Bei Lin und einer Predigt von Meister Eckhart erschienen. (Weiterhin erhältlich über die Geschäftsstelle, 5,- zzgl. Versand.) |
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